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Peer and me traveled to Svalbard at the edge of the northern polar ice cap for 10 month during our meteorology studies. We lived in Longyearbyen, the capital of Svalbard and had our lecture in UNIS, which is an outpost of the Norwegian universities. We attended courses in arctic geophysics. Specific fields of this study path are oceanography (air-ice-sea interaction), polar meteorology, cryosphere (glaciers, snow, ice), the middle polar atmosphere (polar stratospheric clouds, noctilucent clouds, polar mesospheric summer echoes), and the upper polar atmosphere (Aurora Borealis).

Unfortunately this report exists only in German up to now.

Glacier

Merry memories of the spring term 2003 can be found in the UNIS yearbook 2003.
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Original design by Ossoba Studio
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Ein Jahr auf Spitzbergen

 

Einen Aufenthalt der besonderen Art erlebten wir, als wir uns dazu entschlossen, im August 2002 für 10 Monate an der nördlichsten Universität der Welt UNIS in Spitzbergen zu studieren. Spitzbergen ist ein zwischen Nordkap und Nordpol gelegenes Inselarchipel, welches sich von 74°N bis 81°N erstreckt.

 

Spitzbergen: zwischen Nordkap und Nordpol

 

Mit Inkrafttreten des Svalbardvertrages 1920 fiel die Verwaltung dem Königreich Norwegen zu, wobei das Recht dort zu leben und zu arbeiten Bürgern jeder Nation gewährt wird. Allerdings gibt es, abgesehen von wenigen Forschungsstationen, nur eine norwegische und eine russische Siedlung, wobei die (menschliche) Gesamtpopulation bei ungefähr 2800 Einwohnern liegt, davon ungefähr 1000 Russen, hinzu kommen noch ca. 2000 Eisbären und mehreren tausend Rentieren.

 

Longyearbyen und Umgebung

 

In der norwegischen Siedlung Longyearbyen, die nach ihrem Gründer John Munroe Longyear benannt ist, befindet sich UNIS (Universitetssenteret på Svalbard), ein Außenposten der vier norwegischen Universitäten. Obwohl in Longyearbyen nur ca. 1700 Menschen leben, findet man alle Annehmlichen der Zivilisation, angefangen vom Einkaufszentrum, über Pubs und Restaurants, Schwimm- und Sporthalle, Bibliothek, Kino bis hin zum Flughafen. Dabei hat sich Longyearbyen im letzten Jahrhundert von einer Bergbausiedlung in eine kleine, moderne Stadt verwandelt.

 

Das Zentrum von Longyearbyen, im Hintergrund Longyearbreen

 

Am Ende des Longyeartales, am Fuße zweier Gletscher, liegt die ehemalige Bergarbeitersiedlung Nybyen, deren modernisierte Häuser (norw: Brakke, nicht zu verwechseln mit dem deutschen Wort „Baracke“) als Unterkunft für die Studenten dienen. Nybyen ist ein idealer Ausgangpunkt für Ausflüge in die Umgebung, so z.B. zum über 1000m hohen Hausberg Nordenskiöldfjellet.

 

Die Studentenunterkünfte in Nybyen am Ende des Longyeartales

 

Unser „Hausberg“ Nordenskiöldfjellet von Nybyen aus gesehen

 

 

Eine Besonderheit Spitzbergens ist die Tatsache, dass man jederzeit einem Eisbären begegnen kann. Daher wird in der ersten Woche des Semesters von UNIS ein Sicherheitskurs durchgeführt. Hier lernt man neben den speziellen, arktischen Gefahren (Erfrierungen, Gletscherspalten, Lawinen,…) auch wie man sich gegenüber Eisbären zu verhalten hat. Teil des Kurses ist ein Schießtraining, da jeder, der die Stadt verlässt, ein Gewehr mit sich führen muss. Dies ist allerdings nur in äußerster Notwehr zu verwenden, denn Eisbären stehen auf Spitzbergen unter Naturschutz und der Sysselmann (oberster politischer Vertreter des norwegischen Staates und außerdem Polizeioberhaupt) kontrolliert dieses auch streng.

 

Am Ortsausgang weisen Schilder auf die Eisbärengefahr hin.

 

Weniger gefährlich und häufiger anzutreffen sind Rentiere, die einem auch auf dem täglichen Weg zwischen Uni und Nybyen begegnen können. Apropos Weg, die Entfernung zwischen Nybyen und UNIS beträgt ca. 3km. Bei gutem Wetter ist dieser durchaus in einer halben Stunde zu Fuß zu schaffen (öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht), bei Schneesturm hingegen, kann man dick verpackte Menschen beim Kampf gegen die unerbittlichen Naturgewalten beobachten. Es ist trotzdem praktisch, sich ein Fahrrad zuzulegen, auch wenn die tückischen Straßenverhältnisse in Kombination mit starkem Wind eine große Herausforderung darstellen können. Wobei wir auch schon beim Wetter wären. Tja, was gibt es zum Wetter zu sagen: Eigentlich herrscht fast das ganze Jahr über Winter. Der erste Schnee im Ort überraschte uns Anfang September, als wir Spitzbergen Mitte Juni wieder verließen,

lag immer noch Schnee bis fast auf Meereshöhe. Im Herbst liegen die Temperaturen bei ca. 0 bis -20°C, wobei wir in den Genuss einer rekord-verdächtigen, einwöchigen Tauperiode Anfang Dezember mit Regen und Plusgraden kamen und sich alle Straßen und Wege in spiegelglatte Eisbahnen verwandelten. Dem gemeinen Einheimischen macht das jedoch nichts aus, denn er bewegt sich sowieso nur mit dem Auto fort und das hat ja schließlich Spikereifen. Für Studenten, eigentlich die Einzigen, die sich zu Fuß oder mit Rad fortbewegen, gestaltet sich das Ganze dagegen schon etwas schwieriger.

 

Svalbardrentiere; allein im Adventtal schätz man die Population auf ca. 1000 Tiere.

Blick von Hiorthfjellet über den 30km breiten Isfjord.

 

Die Abbruchkante des Tunabreen in den gefrorenen Tempelfjord.

 

Ende Oktober muss man sich dann von der Sonne verabschieden; für mehrere Wochen ist die Landschaft jetzt in ein mystisches Blau getaucht. Polarlichter sowie Mond und Sternenhimmel sind von nun an die einzigen Leuchterscheinungen am Firmament. Besonders die neuen Studenten im Frühlingssemester fanden unser Mitleid, als sie in Dunkelheit und Kälte Mitte Januar ihr Sicherheitstraining absolvieren mussten. Sie hatten wohl noch etwa einen Monat lang keine genaue Vorstellung von ihrer Umgebung.

Ab Mitte Februar kann man von den höchsten Berggipfeln schließlich wieder die Sonne bewundern; bis sie in den Ort zurückkehrt, vergehen weitere drei Wochen. Dann wird eine Woche lang das so genannte Sonnenfest gefeiert und es gibt unzählige Veranstaltungen und Konzerte. Besonders lustig ist „Ta sjansen“, ein Rennen mit abenteuerlichen selbstgebauten Schlitten am Hang auf der anderen Seite des Adventtales. Jetzt beginnt die unbestreitbar schönste Zeit für Ausflüge, vor allem mit Schneescootern, welche neben Helikoptern und Schiffen die einzigen Fortbewegungsmittel in der straßenfreien Umgebung Longyearbyens sind. Beliebte Ausflüge sind die etwa 100 km entfernte Geisterstadt Pyramiden, eine verlassene

Lenindenkmal im Zentrum Barentsburgs,

der einzigen verbliebenen russischen Siedlung Spitzbergens.

 

russische Bergbausiedlung, oder die blaue Gletscherfront des Tunabreen mit einer über 25m hohen Abbruchkante in den Tempelfjord. Besonders beliebt ist auch ein Abstecher zu den russischen Nachbarn in Barentsburg, mit denen auch regelmäßig Kulturaustausche und Sportwettkämpfe organisiert werden.

Eine goldene Regel besagt, dass es auf Spitzbergen erst dann richtig kalt wird, wenn die Sonne wiederkehrt. So verzeichneten auch wir im April mit -35°C die tiefsten Temperaturen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir gerade auf Exkursion im Landesinneren und konnten die Wintertauglichkeit unserer Ausrüstung testen. Einige Studenten bekamen auch ein paar kleine Erfrierungen, jedoch muss man sagen, dass die Kleidung, die für die Exkursionen von UNIS gestellt wird, den Bedingungen im Normalfall gewachsen ist.

 

Das UNIS-Gebäude im mystisch-blauen Licht in der Zeit der herannahenden Polarnacht.

Unsere Hütte während des Fieldworks in Reindalen und auf Van Mijenfjord.

 

Mittagspause bei -30°C während unseres Fieldworks auf dem gefrorenen Van Mijenfjordes.

 

Von nun an werden die Nächte immer kürzer und bald herrscht Polartag. Es ist wirklich faszinierend, um Mitternacht in der Sonne zu liegen. Ab Ende Mai steigen die

Tagestemperaturen langsam wieder über den Gefrierpunkt und an windstillen Tagen kann man bereits im T-Shirt auf dem Dach der Brakke sitzen.

Im Sommer erreichen die Temperaturen selten mehr als 15°C, wobei man Einheimische wie auch Studenten dann in T-Shirt und kurzer Hose in der Stadt beobachten kann. Nach einem nahezu 1-jährigen Aufenthalt kommen einem diese Verhältnisse tatsächlich fast wie Hochsommer vor. (Die Rückkehr in den deutschen Rekordsommer 2003 war ein gigantischer Temperaturschock).

Norwegen zeigt ein, auch politisch motiviertes, starkes finanzielles Engagement, um Forschung, Tourismus und Wirtschaft auf diesem kleinen Archipel zu fördern und ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Dies zeigt sich auch in der Ausstattung der hiesigen Universität. UNIS hat jährlich ca. 100-200 Studenten, wobei etwa 50% Norweger sind. Der Rest setzt sich hauptsächlich aus zahlreichen europäischen Nationalitäten und einigen Exoten zusammen. Selbst Tibetaner lernten wir während unseres Aufenthaltes kennen. Der Kontakt zu den Kommilitonen ist schnell hergestellt, da zu Beginn jedes Semesters eine Icebreaker Party organisiert wird.

 

Unser Schiff „Lance“, angedockt an eine gigantische Eisscholle in der Framstraße.

 

Auch sonst gibt es eigentlich jedes Wochenende eine Party, da sämtliche Studenten in nächster Umgebung zueinander wohnen. Eingeleitet wird das Wochenende durch das so genannte „Friday Gathering“, das stimmungsvoll am Kamin in der Einganghalle von UNIS stattfindet. Beliebt sind auch spontane Pizzabackabende, die durch die für norwegische Verhältnisse günstigen (für deutsche Verhältnisse normalen) Alkoholpreise schnell in mitreißende Partys ausarten.

Ein standesgemäßer Partyabend wird im Normalfall im Huset, der lokalen Diskobar, fortgesetzt. Hier zahlt man für ein Bier 40 Kronen (=5€). Die Musik ist etwas gewöhnungsbedürftig, was der guten Stimmung allerdings keinen Abbruch tut. Häufig trifft an hier auch auf trunkene Mienenarbeiter, die in der 60 km entfernten Kohlegrube Svea ihren Dienst leisten.

 

Start eines Ballons auf einer Eisscholle im Packeis vor der Küste Grönlands.

 

Lacht nach einer anstrengenden Nacht wieder die Sonne, so ist das Scooter-gezogene Skifahren bzw. Snowboarden eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Abgesehen von dem abenteuerlichen Skilift der örtlichen Schule muss man sonst selbst mit seinen Brettern die Berghänge erklimmen. Das äußert sich dann in 2- bis 3-stündigen Aufstiegen und 10-minütigen Abfahrten. Allerdings wird man durch die traumhafte Aussicht mehr als entschädigt und die Tatsache, dass die Tage ab März schnell länger werden, gibt einem auch die Möglichkeit, um Mitternacht eine Tour zu starten. Beliebtes Ausflugziel sind auch die Gletscherhöhlen des nahegelegenen Longyear- und Larsbreens. Hier kann man bizarre Eiskristalle und Formationen bestaunen.

Wer dagegen ein ruhiges Wochenende verleben möchte, hat die Möglichkeit, sich in die den Studenten gehörende Hütte im Nachbartal Bjørndalen zurückziehen, um dort mit der Natur in Einklang zu sein. Hat man einmal keine Lust auf naturnahe Erlebnisse, so kann man auf die vielfältigen Angebote und örtlichen

 

Eisbärenbesuch während unserer Messungen auf einer Eisscholle.

 

Freizeitmöglichkeiten zurückgreifen. Besonders beliebt sind dabei Sauna bei anschließendem Bad im Schnee, sowie Schwimmen, Hallenhockey oder Klettern an der Indoor-Kletterwand.

Natürlich besteht ein Aufenthalt auf Spitzbergen nicht nur aus Freizeit, sondern auch aus einem interessanten Studium. UNIS bietet gegenwärtig vier verschiedene Aufbaustudiengänge an: Arctic Biology, Arctic Geology, Arctic Technology und Arctic Geophysics, in welchem wir eingeschrieben waren. Hier hat man die Möglichkeit, sich mit Meteorologie, Ozeanographie, Schnee- und Eisprozessen, mittlerer und höherer polarer Atmosphäre, mit Schwerpunkt auf Polarlichtforschung, zu beschäftigen. Das Besondere ist hierbei, dass für jeden Kursabschnitt ein Dozent aus dem jeweiligen Spezialgebiet eingeladen wird. So hatten wir es abwechselnd mit Kanadiern, Amerikanern, Skandinaviern, Russen, Deutschen, Spaniern, Briten usw. zu tun. Einzigartig (auch aus finanzieller Sicht) waren die Möglichkeiten für praktische Feldexperimente.

Im Herbstsemester besuchten wir die Vorlesungen: Polar Meteorology, Polar Oceanography, Middle Polar Atmosphere und Remote Sensing. In Polar Meteorology beschäftigten wir uns mit den speziellen meteorologischen Verhältnissen in hocharktischen Gebieten. Von besonderer Bedeutung waren hierbei die Bestimmung von turbulenten Flüssen in der Atmosphäre und Strahlungsbilanzen über schnee- und eisbedeckten Gebieten. In Polar Oceanography behandelten wir die Strömungen und die Bildung verschiedener Wassermassen und Meereis im arktischen Ozean, welche für die globale Ozeanzirkulation von großer Bedeutung sind. Während einer Schiffsexkursion in die Framstraße und in die Fjorde Westspitzbergens konnten wir die erlernten Theorien auf Beispiele in der Praxis anwenden. Im Vordergrund standen Strömungsmessungen und die Bestimmung von Salinitäts- und Temperaturprofilen. Im Rahmen des  Remote Sensing-Kurses wurden mit Hilfe von Satelliten-Fernerkundungsalgorithmen unterschiedliche Vegetations- und Oberflächentypen aus Satellitenbildern bestimmt. Der zweite Teil des Kurses handelte von Raketentechnik und Telekommunikation. Der Kurs Middle Polar Atmosphere beschäftigte sich mit der Dynamik in der mittleren Atmosphäre zwischen 15 und 60km Höhe. Außerdem wurden Strahlung und Ozonbildung untersucht.

Im Frühlingssemester belegten wir die Kurse: Air-Ice-Sea Interaction, Processes in Snow and Ice, Upper Polar Atmosphere und Radiodiagnostics. Der Kurs Air-Ice-Sea Interaction war dabei eine logische Fortsetzung des Ozeanographiekurses, wobei nun im Speziellen die Verhältnisse bei Eisbedeckung des Meeres untersucht wurden. Im Rahmen zweier Exkursionen konnten wir Messungen auf und unter dem Eis eines zugefrorenen Fjordes, sowie im Packeis vor der Küste Nordost-Grönlands durchführen, wobei wir jeweils einmal Eisbärenbesuch bekamen. Im Mittelpunkt stand hierbei die Bestimmung von turbulenten Flüssen. In Processes in Snow and Ice beschäftigten wir uns z.B. mit der Transformation von Schnee zu Eis und der Bildung von Gletschern. Deren Bewegungen und Massenbilanzen untersuchten wir auf einer einwöchigen Exkursion ins Landesinnere Spitzbergens. Polarlichter waren das Hauptthema des Kurses Upper Polar Atmosphere. Das Entstehen des Polarlichtes wurde vom Sonnenwind über seine Wirkung auf das Erdmagnetfeld bis hin zum Partikelniederschlag behandelt. Das in der Nähe von Longyearbyen gelegene Eiscat-Radar ist ein sehr fortschrittliches Messinstrument für die Untersuchung von Polarlichtern. Die Einzelheiten hierzu waren Thema des Kurses Radiodiagnostics.

Im Allgemeinen ist hervorzuheben, dass UNIS über schier unendliche Geldmittel zu verfügen scheint. Modernste Ausstattung mit Computern, Laboren und Messinstrumenten sind ein Beleg dafür und auch die zahlreichen Exkursionen dürften eine Stange Geld kosten.

Natürlich hat eine Medaille zwei Seiten: Aufgrund der Abgelegenheit Spitzbergens sind die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland extrem hoch, ja sie stellen sogar die Preise auf dem norwegischen Festland in den Schatten. Leider sind lediglich die ungesunden Sachen, wie Alkohol und Tabak, verhältnismäßig billig, und die gesunderen Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, sehr teuer. Für einen Liter Milch bezahlt man ungerechnet 2.50€ … Auch sollte man für Ausrüstung und evtl. Scooterkauf/-leihen ein wenig Geld einplanen. Gerade Schneescooter entpuppen sich in der Regel aus finanzieller Sicht als Fass ohne Boden…

Nichts desto trotz wird uns der Aufenthalt auf Spitzbergen für immer in Erinnerung bleiben und kann von uns nur weiterempfohlen werden. Wer sich darüber näher informieren möchte, der sei auf die UNIS-Homepage: www.unis.no verwiesen.

 

Ulrich und Peer

 

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© 2010 Ulrich Hamann